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Ein kurzer Überblick
über das Schweizer Schulsystem

Das Schweizer Schulsystem ist bekannt für seine Vielfalt und Flexibilität. Es bietet Schulkindern eine breite Palette von Bildungswegen und Karrieremöglichkeiten, die individuell auf ihre Stärken und Interessen zugeschnitten sind.

 

Dieser Beitrag bietet einen kurzen Überblick über das Schulsystem in der Schweiz. Da es in der Schweiz erhebliche Unterschiede zwischen den Kantonen und Gemeinden gibt, soll dieser Beitrag als Orientierungshilfe dienen, welcher Ihnen die Recherche des Schulsystems Ihres Kantons und Ihrer Gemeinde erleichtert.

 

Bitte beachten Sie, dass sich die Fachbegriffe teilweise zwischen den Kantonen unterscheiden. Bei Fragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.

 

Wie ist das die Schweizer Schulsystem für die obligatorische Schule aufgebaut?

 

Die Schulpflicht in der Schweiz dauert 11 Jahre und umfasst die Primarstufe sowie die Sekundarstufe I.

 

Die Primarstufe dauert 8 Jahre. Sie inkludiert den Kindergarten oder die Eingangsstufe sowie die Primarschule.

  • Der Kindergarten oder die Eingangsstufe dauert zwei Jahre und ist in den meisten Kantonen obligatorisch. Dieses Angebot bildet eine Brücke zwischen der frühkindlichen Bildung und der Primarschule. Die Kantone legen das Eintrittsalter in die Primarstufe fest, welches normalerweise bei 4 oder 5 Jahren liegt. Der Kindergarten fördert soziale und kognitive Fähigkeiten und bereitet die Kinder auf den strukturierten Unterricht der Primarschule vor.

  • Die Primarschule folgt auf den Kindergarten oder die Eingangsstufe. Diese dauert in den meisten Kantonen 6 Jahre (in einigen Kantonen 5 Jahre). In dieser Phase wird den Kindern grundlegendes Wissen in Fächern wie Mathematik, Sprache, Naturwissenschaften und Sozialkunde vermittelt. Besonders hervorzuheben ist, dass der Fremdsprachenunterricht in der Schweiz eine wichtige Rolle spielt. In den meisten Kantonen lernen die Kinder bereits in der Primarschule mindestens eine zweite Landessprache oder Englisch.

 

Auf die Primarstufe folgt die Sekundarstufe I, die 3 Jahre dauert. Die Ausnahme hierzu stellt der Kanton Tessin dar, wo die Sekundarstufe I 4 Jahre dauert – die Primarstufe dauert im Kanton Tessin jedoch nur 5 Jahre. Dieser Teil des Schulsystems ist darauf ausgerichtet, die Schulkinder auf die verschiedenen weiterführenden Bildungswege in der Sekundarstufe II vorzubereiten. Beim Übertritt in die Sekundarstufe I sind die Schulkinder in der Regel 12 Jahre alt.

  • In der Sekundarschule werden die Schulkinder nach ihren akademischen Fähigkeiten und Neigungen leistungsdifferenziert in verschiedenen Modellen unterrichtet (kooperatives, geteiltes oder integriertes Modell). Je nach Kanton wird ein Modell im gesamten Kanton geführt, oder die Gemeinden können eines der Modelle auswählen.

  • In verschiedenen deutschsprachigen Kantonen können Schüler bereits nach der Primarschule in ein Langgymnasium übertreten. Dieses dauert zumeist 6 Jahre und befähigt die Schulkinder direkt zum Übergang an eine Hochschule.

 

Es ist möglich, zwischen den Leistungs-Abteilungen und – falls vorhanden – Anforderungsstufen zu wechseln. Dies entscheiden Eltern und Lehrpersonen gemeinsam.

 

Wie funktioniert der Übergang von der Primar- zur Sekundarstufe I und welche Rolle spielen Noten und Empfehlungen?

 

Der Übergang von der Primarstufe zur Sekundarstufe I ist ein entscheidender Moment im Bildungsweg eines Kindes in der Schweiz. Dieser Übergang bestimmt oft den weiteren Bildungsweg und kann langfristige Auswirkungen auf die berufliche Laufbahn haben.

 

Die Bedingungen für den Übertritt werden von den Kantonen definiert. Sie können eines der Elemente unten oder eine Kombination davon enthalten.

  • Noten: Die schulischen Leistungen der letzten Jahre in der Primarschule spielen eine zentrale Rolle. Besonders die Hauptfächer wie Mathematik und Sprachen stehen im Fokus.

  • Lehrerempfehlungen: Die Lehrkräfte der Primarschule geben in manchen Kantonen eine Empfehlung ab, welche Schulform am besten zur Leistungsfähigkeit und den Entwicklungsmöglichkeiten der Schulkinder passt. Hier werden häufig die Eltern mit einbezogen.

  • Prüfungen: In einigen Kantonen gibt es zentrale Prüfungen, die zusätzlich zu den laufenden Schulnoten als Grundlage für die Zuweisung zu einer Sekundarschulstufe dienen.

 

Welche Bildungswege stehen den Schulkindern nach der Sekundarstufe I offen?

 

Nach der Sekundarstufe I stehen den Schulkindern in der Schweiz verschiedene Bildungswege offen, die sich je nach Interesse und Leistungsniveau stark unterscheiden.

  • Gymnasium: Schulkinder, die eine akademische Laufbahn anstreben, können in ein Gymnasium übertreten. Das Gymnasium dauert in der Regel drei bis vier Jahre und endet mit der Maturität, die zur Aufnahme eines Studiums an einer Universität, ETH oder Fachhochschule berechtigt.

  • Mittelschulen: Verschiedene Mittelschulen ermöglichen eine praxisorientierte Ausbildung in spezifischen Fachrichtungen. Handels- und Informatikmittelschulen umfassen drei Jahre Schule sowie ein Jahr Berufspraxis und führen zu einem EFZ als Kaufmann/frau bzw. Informatiker/in sowie zur Berufsmaturität. Fachmittelschulen dauern drei Jahre und führen zum Fachmittelschul-Ausweis, welcher den Zugang zu einer Höheren Fachschule ermöglicht. Anschliessend hieran kann die Fachmaturität erworben werden, mit welcher das Studium an einer Fachhochschule oder Pädagogischen Hochschule möglich ist. Im Rahmen einer Passerelle können Personen mit einer Berufs- oder Fachmaturität nach bestandener Prüfung den zu einer Universität oder ETH übertreten.

  • Berufslehre: Ein sehr beliebter und in der Schweiz weit verbreiteter Weg ist die Berufslehre. Sie kombiniert eine praktische Ausbildung in einem Betrieb mit theoretischem Unterricht an einer Berufsschule sowie überbetrieblichen Kursen. Die Lehre hat zwei Ausgestaltungen: Eine zweijährige berufliche Grundbildung, welche mit einem Eidgenössischen Berufsattest (EBA) beendet wird, sowie eine drei bis vier Jahre dauernde Lehre mit Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ). Nach Abschluss oder bereits während der Lehre gibt es zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten, einschliesslich der Berufsmaturität, die den Zugang zu Fachhochschulen ermöglicht.

  • Brückenangebote: Für Schulkinder, die nach der Sekundarstufe I noch keine klare Richtung haben oder deren Leistungen noch nicht ausreichen, gibt es verschiedene Brückenangebote. Diese helfen, schulische Lücken zu schliessen oder berufliche Orientierung zu finden, bevor sie in eine Berufslehre oder weiterführende Schule übertreten. Hierzu gehören beispielsweise öffentliche und private Berufsvorbereitungsjahre und Vorlehren.

 

Die Vielzahl der Bildungswege nach der Sekundarstufe I spiegelt die Flexibilität und Durchlässigkeit des Schweizer Bildungssystems wider, das darauf abzielt, für jedes Schulkind einen passenden Weg zu finden.

 

Welche Unterschiede gibt es zwischen den Kantonen im Schweizer Schulsystem?

 

In der Schweiz liegt die Bildungshoheit bei den Kantonen, was bedeutet, dass es erhebliche Unterschiede in der Struktur und Organisation des Schulsystems von Kanton zu Kanton gibt. Dies betrifft unter anderem:

  • Dauer der Schulstufen: Während die meisten Kantone eine sechsjährige Primarschule und eine dreijährige Sekundarschule haben, gibt es Kantone mit abweichenden Strukturen. Zum Beispiel dauert die Primarstufe im Kanton Tessin nur 5 Jahre, gefolgt von einer 4 Jahre dauernden Sekundarstufe I.

  • Lehrpläne: Jede der drei Sprachregionen hat jeweils einen eigenen Rahmen-Lehrplan. In der deutschsprachigen Schweiz ist das der «Lehrplan 21», an dem auch die Primarschulbox ausgerichtet ist. Darüber hinaus können die Kantone eigene Schwerpunkte setzen, welche sie in ihren eigenen Lehrplänen veröffentlichen.

  • Lehrmittel: Jeder Kanton legt fest, welche Schulbücher und weitere in der Schule eingesetzte Materialien in seinen Schulen genutzt werden sollen.

  • Übergangsverfahren: Die Art und Weise, wie der Übergang zwischen den Stufen gestaltet wird, variiert ebenfalls zwischen den Kantonen. Für den Übergang von der Primarstufe zur Sekundarstufe I sind in einigen Kantonen zentrale Prüfungen ausschlaggebend, während in anderen Kantonen mehr Gewicht auf Lehrerempfehlungen und kontinuierliche Leistungsbeurteilungen gelegt wird. Zudem hängt der Übergang vom gewählten Modell ab. Für den Übergang von der Sekundarstufe I zur Sekundarstufe II haben die Kantone ebenfalls unterschiedliche Angebote geschaffen, um den Übergang zu verbessern.

 

Diese Unterschiede können dazu führen, dass der Wechsel von einem Kanton in einen anderen während der Schulzeit mit Herausforderungen verbunden ist. Eltern und Schulkinder sollten sich deshalb gut über die jeweiligen kantonalen Besonderheiten informieren, wenn ein Umzug in einen anderen Kanton geplant ist. So kann sichergestellt werden, dass der Übertritt erfolgreich ist.

 

Fazit

 

Dieser Überblick über das Schweizer Schulsystem zeigt, wie durchdacht und vielseitig das Bildungssystem gestaltet ist, um den unterschiedlichen Bedürfnissen der Schulkinder gerecht zu werden. Ob akademisch orientiert, praxisnah oder individuell fördernd – in der Schweiz gibt es für jeden den passenden Bildungsweg.

Literatur

Berufsberatung.ch. Gymnasiale Maturität. Abgerufen 2024. https://www.berufsberatung.ch/dyn/show/3452

 

Bildungsdirektion des Kanton Zürich biz. Bildungssystem der Schweiz. Abgerufen 2024. https://www.zh.ch/content/dam/zhweb/bilder-dokumente/organisation/bildungsdirektion/ajb/biz/formulare-und-merkblaetter/bildungssystem.pdf.

 

BKZ Geschäftsstelle. Lehrplan 21. Abgerufen 2024. https://lehrplan21.ch/

 

Gymiprüfung.ch. Abgerufen 2024. https://www.gymipruefung.ch/mittelschulen

 

Kanton Luzern. Übertritt PS – Sek oder LZG. Abgerufen 2024. https://uebertritt-dvs.lu.ch/

 

Kanton Zürich. Gymnasium. Abgerufen 2024. https://www.zh.ch/de/bildung/schulen/maturitaetsschule/gymnasium.html

 

Kanton Zürich. Sekundarschule. Abgerufen 2024. https://www.zh.ch/de/bildung/schulen/volksschule/sekundarschule.html#1194413013

 

Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren EDK sowie  Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI. Bildungssystem Schweiz. Abgerufen 2024. https://www.edk.ch/de/bildungssystem-ch

 

Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI. Bildungssystem Schweiz. Abgerufen 2024. https://www.sbfi.admin.ch/sbfi/de/home/bildung/bildungsraum-schweiz/bildungssystem-schweiz.html

 

Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI. Maturität. Abgerufen 2024. https://www.sbfi.admin.ch/sbfi/de/home/bildung/maturitaet.html

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